Die Anlage wurde 1724 an der heutigen Rathausstraße im Auftrag von Johannes Schleicher durch den bekannten Baumeister Tillmann Roland als repräsentative Hofanlage mit prächtigem Brückentor erbaut. Das Gesamtkonzept der Anlage lässt (ähnlich wie beim Kupferhof Grünenthal) die frühere Bedeutung und das wachsende Selbstbewusstsein der wohlhabenden Kupfermeister erkennen.
Mittelpunkt der Baugruppe ist das zweigeschossige Herrenhaus mit zweiachsigem Mittelrisalit, der mit einem weiteren Geschoss in das Walmdach eingeschoben ist. Im Giebeldreieck befindet sich ein eindrucksvoll gestaltetes Stuckrelief, welches die Göttin der Morgenröte (Aurora mit Sonnenfackel) zeigt.
Die hervorragend sanierten Räumlichkeiten im Erdgeschoss können heute für Tagungen, Seminare, Familienfeierlichkeiten etc. angemietet werden.
Unterhalb des Brückentores lassen sich noch Reste des früheren Wassergrabens erkennen, der allerdings weniger Schutzfunktion zu erfüllen hatte, sondern vielmehr als Reservoir für das Antriebswasser und als dekoratives Gestaltungselement diente.
Im Gegensatz zu allen anderen Kupferhöfen in Stolberg sind das Haupthaus sowie die Seitenflügel mit Steinplatten aus Kalkmergel verblendet, wobei die Fassadengliederung (Fenstereinfassungen u. Abschlusskanten des Mauerwerkes) durch die Verwendung des heimischen Blausteins unterstrichen wird. Nicht nur die zartgelbe Farbe der Kalkmergelverblendung, sondern auch die Gesamtgestaltung des Bauwerkes verleihen der Anlage das Gepräge eines kleinen Landschlosses.
Fernerhin unterscheidet sich diese Anlage von den sonst in Stolberg üblichen Kupferhöfen durch die strikte und akzentuierte Trennung von Herrenhaus und Betriebshof. Das noch existierende Kerngebäude des ehemaligen Betriebshofes, der heute u.a. als Arztpraxis genutzt wird, ist dem Wohnkomplex mit deutlichem Versatz nach links vorgelagert. Hierdurch kann die Zufahrt auf der Symmetrieachse des Herrenhauses erfolgen, sodass sich dem Besucher der Reiz der barocken Architektur sofort und ungestört erschließt.
Aufschlussreich ist auch die Größenrelation zwischen Betriebshof und Herrenhaus. Es ist kaum vorstellbar, aber der relativ kleine Betriebshof erwirtschaftete den Wohlstand, der sich in der Anlage des Herrenhauses manifestiert.
Quelle: Alphabet der Heimatkunde