Der ursprüngliche Name der seit 1612 bestehenden Anlage war „Unterster Hof“ weil er die in Fließrichtung der Vicht letzte und somit unterste Hofanlage, kurz vor dem Zusammenfluss von Vicht und Münsterbach, gewesen ist. Die Bezeichnung „Bleibtreu“ entstand erst um 1850, als im traditionellen Messinggewerbe ein tiefgreifender Strukturwandel sichtbar wurde.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es möglich, in großtechnischem Maßstab metallisches Zink herzustellen. Somit ließ sich Messing (Legierung aus Kupfer und Zink) durch das Zusammenschmelzen dieser beiden Metalle sehr einfach produzieren, ohne auf das bis dahin unbedingt erforderliche Galmeierz angewiesen zu sein. Somit ging der entscheidende Standortvorteil im Stolberger Tal verloren, der sich bislang aus der unmittelbaren Nähe der Galmei-Lagerstätten ergeben hatte.
Der technologische Umbruch in der Messingherstellung führte dazu, dass sich u.a. der Kupfermeister Matthias Leonhard Schleicher auf die Herstellung von Messsing-Halbzeug (Bleche, Bänder, Drähte, Stangen) spezialisierte. Seinen Betrieb verlegte er von der Atsch zum Untersten Hof, wo er bereits 1848 ein neues Herrenhaus gebaut hatte und 1873 eine neue Produktionshalle errichtete, die als weltweit erstes, industriell betriebenes Messingwerk gilt.
Er blieb also, wenn auch unter Einsatz moderner Fertigungsmethoden, dem Messinggewerbe sowie seinem Kupferhof treu und nannte seine Hofanlage fortan „Bleibtreu“.
Der Unterste Hof, welcher ursprünglich aus lediglich zwei Mühlengebäuden bestand, wurde im Laufe der Zeit immer wieder erweitert. Neben dem Herrenhaus sind der 1712 entstandene Torbau sowie die um 1900 erbaute, sogenannte Jugendstil-Galerie zu erwähnen.
Quelle: Alphabet der Heimatkunde