Sehr im Gegensatz zur St. Lucia- und zur Finkenbergkirche, die sich beide weithin sichtbar über der Altstadt erheben, liegt die Vogelsangkirche ganz versteckt und geduckt am Südhang des Bergsporns unweit der Burg und ist von der vorbeiführenden Burgstraße aus als Sakralbau kaum zu erkennen.
Das vergleichsweise bescheidende Bauwerk ist eines der ältesten lutheranischen Gotteshäuser links des Niederrheins. Die Anlage wurde in den Jahren 1647/48 von der lutheranischen Gemeinde erbaut und hat ihre schlichte, aber sehr ansprechende Gestalt bis heute bewahrt. Fast übergangslos schließt sich der eigentlichen Kirche das Pfarrhaus an, so dass die eigentliche Funktion des Gebäudekomplexes nicht ohne weiteres zu erkennen ist. Lediglich die Apsis an der Ostseite und die Form der Kirchenfenster deuten in der Außenansicht auf einen Sakralbau hin.
Von dem kleinen, hinter der Pforte gelegenen Kirchenvorplatz sieht man auf der gegenüber liegenden Talseite die stattliche Finkenbergkirche, die heute ebenfalls zur unierten evangelischen Gemeinde gehört. Der augenfällige Unterschied in der Bauausführung beider Kirchen wird mit der ehemaligen Sozialstruktur der Kirchengemeinden erklärt.
Während die vorwiegend aus Hammer- und Ofenknechten zusammengesetzte lutheranische Gemeinde sich lediglich die bescheidene, versteckte Vogelsangkirche leisten konnte, erbauten die wohlhabenden, protestantischen Kupfermeister die eindrucksvolle Finkenbergkirche, welche – im Vergleich zur Vogelsangkirche – auch heute noch als Herrenkirche wahrgenommen wird. Stifterwappen der Familien Peltzer und Schleicher zeigen allerdings, dass die Kupfermeister auch zum Bau der kleinen Vogelsangkirche beigetragen haben.
Quelle: Alphabet der Heimatkunde